Lysanders Legenden
Nach einem ungewöhnlichen Traum entdeckt Carla Fähigkeiten an sich, die sie weder einschätzen noch kontrollieren kann und die einige Schwierigkeiten mit sich bringen. Nicht nur, dass sie mehrere Prüfungen zu bestehen hat, die das Misstrauen von Lysanders Garde schwächen sollen - auch der Alltag wird zur Tücke, wenn Berührungen tödlich sind.
Die achtundzwanzigjährige Protagonistin muss nach und nach mit ansehen, wie ihr altes Leben mitsamt Familie, Job und Freundschaft unter ihr wegbricht, seitdem Lysander sie getroffen hat. Ihre neuen "Pflichten" legen ihr Steine in den Weg, die sie sich nie hätte er-alp-träumen können - oder hätten Sie jemals darüber nachgedacht, wie es wäre, nie wieder einen Menschen umarmen zu können, ohne um sein Leben zu fürchten?
Urban-Fantasy-Roman.
Leseprobe
Ich zögerte, bevor ich die Klingel betätigte. Eigentlich hätte ich lieber auf dem Absatz kehrt gemacht. Aber erstens wäre damit eine unangenehme Situation morgen im Büro unvermeidbar gewesen. Zweitens summte ein leises Stimmchen in meinem Kopf einen Satz, der mir ungewöhnlich bekannt vorkam, jedoch konnte ich mich nicht entsinnen, wann ich ihn schon einmal gehört haben sollte.
»Schnapp ihn dir, Täubchen – du wirst es nicht bereuen.«
Ich drückte auf den Klingelknopf. Einen Wimpernschlag später schwang die Tür auf, als hätte Christian bereits ungeduldig wartend im Flur gestanden.
»Hallo Carla«, rief er erfreut und trat zur Seite, um mich hereinzulassen.
»Hallo.«
Noch bevor ich wirklich angekommen war, ergriff er meine Hand und umarmte mich zur Begrüßung. Mein Atem stockte, ich versteifte mich – wieder der seltsame Energiestrom! Christian schob meine nervöse Reaktion wohl auf naive Schüchternheit ihm gegenüber. »Schwachsinn!«, prustete ein kleines, quietschgrünes Knetmännchen in meinem Kopf.
Als er mir aus meiner Jacke half, bemühte ich mich unauffällig, ihn nicht zu berühren und huschte schnellstmöglich aus seiner Reichweite.
»Setz dich.« Er dirigierte mich ins Wohnzimmer, wo zwei Tassen mit dampfendem Kaffee und ein Teller mit Keksen bereitstanden. Ich verzog unwillkürlich das Gesicht, als ich es mir auf der roten Ledercouch bequem machte. Ich mochte keine Sonntag-Nachmittag-Kaffeekränzchen. Weder mit Oma und ihren Kirchenfreundinnen noch mit einem zwar weitaus jüngeren, aber mindestens ebenso langweiligen Arbeitskollegen.
Als Christian sich neben mich setzte, unterdrückte ich den Drang, ein Stück abzurücken. Ich lächelte ihn unsicher an. »Schön hast du es hier.« Meine Augen schweiften unstet durch den Raum. Ich fühlte mich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Was zum Teufel tat ich hier?
»Danke, ich habe versucht, es mir so gemütlich wie möglich zu machen. Ist mir wohl ganz gut gelungen, auch wenn Frauen das erfahrungsgemäß besser machen.« Du könntest dich gerne dekorativ austoben als mein zukünftiges Weibchen, fügte sein schmieriges Grinsen stumm hinzu.
Ich nippte lustlos an meinem Kaffee, der eigentlich noch viel zu heiß zum Trinken war. Zudem hatte ich Zucker und Milch vergessen. Er schmeckte scheußlich. Aber ich verbrannte mir lieber die Zunge am bitteren Gebräu, als auf Christians Kommentar einzugehen.
»Kein Zucker?«, fragte dieser verwundert, als könnte er Gedanken lesen. Vielleicht hatte ich meinen Gesichtsausdruck auch einfach nicht ganz so gut im Griff gehabt, wie ich glaubte.
Ich schüttelte schnell den Kopf. Ein bisschen zu schnell. »Nein, nein, danke, ich trinke meinen Kaffee gerne mal ohne alles.« Warum saß ich hier bei meinem Erzfeind auf dem Sofa und erzählte ihm solchen Unsinn? Ich stöhnte innerlich und bemühte mich, das Thema zu wechseln. »Wollen wir dann anfangen?«
»Womit?« Na womit wohl, Dummkopf – unter welchem Vorwand hast du mich hierher zitiert?
»Ich weiß nicht, was hattest du denn mit mir vor?«, entfuhr es mir in einem erschreckend lasziven Tonfall, der mir in dieser Situation sicher als Letztes in den Sinn gekommen wäre. Nein! Es ging schon wieder los. Mit zitternden Fingern stellte ich die Kaffeetasse zurück auf den Tisch.
»Nun ja«, hob er an und ergriff meine Hand. Ein weiteres Mal dieses erfüllende Prickeln. Ein Gefühl, das alle Sinne reizte. Ich zog die Hand nicht weg, genoss die Energie, die rasant in meinen Körper strömte. Mein Puls explodierte, meine Adern drohten zu platzen. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich konnte in diesem Augenblick gar nicht mehr loslassen.
Ich sah, dass sich seine Lippen weiter bewegten, verstand aber kein Wort. Mein Atem wurde knapp, ich rang nach Luft. Er bemerkte immer noch nichts von meinem Zustand, dabei hatte ich vorher nie so etwas Intensives gespürt. Das konnte doch auf keinen Fall an diesem Menschen liegen!
»Schnapp ihn dir, Täubchen!«, hallte es in meinem Kopf.
Lysanders Legenden 1 - Carla
ISBN: 386254107X
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Malena - Das letzte Puzzleteil
Allein das Wort "Pubertät" lässt einen bereits an zahlreiche mehr oder weniger schwerwiegende Probleme denken. Wenn man allerdings wie Malena Gräfe zudem noch ein Engel ist, bekommt das Wort "Probleme" eine ganz neue Dimension. Findet sie zumindest. Als endlich ihre offizielle Ausbildung startet, ist sie gezwungen, mitsamt ihren Eltern in ein Kaff namens Altendorf zu ziehen. Malena ist entsetzt. Allein der Name klingt für sie schon danach, "als würden da nur ein paar Rentner wohnen und ihre Kühe spazieren führen". Doch der Protest nutzt nichts, für sie beginnt ein neues Leben - mit neuen Freunden, neuen Feinden und himmlischen Aufträgen.
Ab September 2012 als Amazon-Ebook erhältlich.
Leseprobe
Ein gellender Schrei zerriss die nächtliche Stille des Internats. Schnell sprang Hortense aus den Federn und lief zum Bett ihrer Zimmerkollegin.
»Schhhh, Malena, beruhige dich! Hast du ... geträumt?«
Die Angesprochene nickte. Auf ihrer Stirn glitzerten Schweißperlen im Mondlicht.
»Ich hole Frau Rauke, ja?«
Wieder nickte Malena. »Es war ... ich ... ich habe immer noch Gänsehaut.«
»Wovon hast du geträumt?«
»Ich weiß es nicht mehr. Da war etwas Großes, Dunkles. Aber ... ich kann mich nicht erinnern.«
Hortense strich ihr eine schweißnasse Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es war nur ein Traum, nicht Wirklichkeit«, flüsterte sie beruhigend und huschte aus dem Raum.
Kurz darauf kehrte sie mit Frau Rauke im Schlepptau zurück. Diese schaltete das Licht ein und setzte sich zu Malena ans Bett.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, alles okay. Muss ich jetzt nach Hause?«
»Ich hole gleich das Telefon und dann rufen wir deine Eltern an. Du kannst sicher noch bis Freitag bleiben, auf die paar Tage kommt es nicht an.«
Malena atmete auf. Beim Gedanken, in ihren eigenen Zimmer allein diesen Träumen ausgesetzt zu sein, war ihr mulmig zumute. Hier im Internat hatte sie wenigstens ihre beste Freundin als Beistand.
Als Frau Rauke aufstand und aus dem Zimmer schritt, setzte sich Hortense wieder an Malenas Bett. Diese hatte sich inzwischen beruhigt, doch ihr aschfahler Teint zeugte davon, dass ihr der Traum noch immer zu schaffen machte.
»Jetzt wird sich wohl einiges verändern«, murmelte Hortense und griff nach der Hand ihrer Freundin. »Aber hey, ich an deiner Stelle würde mich freuen, endlich hier rauszukommen.« Sie lächelte sie an, knetete unsicher ihre Hand.
»Schon. Nur ... ich habe Angst.«
»Wovor?«
»Naja, ich –«
Frau Rauke kam zurück, das Mobilteil ans Ohr gepresst. Die Mädchen sahen sie erwartungsvoll an. Die Erzieherin grinste kurz, nahm den Hörer herunter und drückte auf die Lautsprecher-Taste. Ein Freizeichen-Tuuuut erklang. Und brach ab.
»Gräfe«, tönte eine verschlafene Frauenstimme aus der Leitung.
»Hallo Frau Gräfe, Rauke hier, vom Gabrielus-Internat. Ihre Tochter hatte soeben einen Albtraum.«
»Was?« Malenas Mutter schien mit einem Mal hellwach zu sein. »So früh schon? Das hatten wir nicht erwartet ...«
»Machen Sie sich keine Sorgen, sie ist zwar schneller als der Durchschnitt, aber durchaus kein Einzelfall.«
»Nachdem Lukas so ein Spätzünder war, gingen wir davon aus, dass Malena sich auch noch ein wenig Zeit lässt. Aber gut, man kann es ja nicht ändern. Sie kommt aber doch erst zum Wochenende nach Hause, oder?«
»Ja, ich habe ihr gerade gesagt, dass es auf die paar Tage nicht ankommt.« Sie wandte sich an Malena. »Willst du selbst mit deiner Mutter sprechen?«
Malena nickte und ergriff den Hörer. »Hallo Mama.«
»Hallo Engelchen, wie geht es dir?«
»Geht so. Schon wieder besser.«
»Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Träume sind nicht real.«
»Hab ich das jetzt täglich?«
»Was?«
»Na, diese Träume. Und davon aufwachen und schreien und ...« Malena verstummte. Mühsam unterdrückte sie die aufsteigenden Tränen.
»Nicht täglich, nein. Und du wirst dich daran gewöhnen, Engelchen. Das haben wir alle durchgemacht. Und du wirst nicht immer nur Böses träumen, keine Angst.«
»Versprochen?«, schniefte sie in den Hörer.
»Versprochen. Und am Wochenende feiern wir, ja?«
»Okay. Darf Hortense mitkommen?«
»Na klar darf sie. Ich freu mich auf euch beide – und Papa bestimmt auch. Aber erst haust du dich jetzt noch eine Runde aufs Ohr, ja?«
Malena verzog das Gesicht. »Wenn es sein muss ...« Sie wagte zu bezweifeln, dass sie diese Nacht noch einmal einschlafen würde.
Ihre Mutter lachte. »Es muss, Kind, es muss. Soll ich dir was erzählen?«
»Hmm.«
»Nach meinem ersten Traum hatte ich panische Angst vorm Einschlafen. Ich befürchtete, dass ich wieder träumen würde. Ich saß die ganze Nacht im Bett und zählte die Sekunden. Am nächsten Morgen war ich so hundemüde, dass ich mitten im Matheunterricht bei Herrn Ziegenbarth einschlief. Er musste mich wecken, so fest schlief ich – das war vielleicht peinlich. Aber geträumt habe ich da nicht. Erst Wochen später wieder. Also mach dich nicht verrückt, so schlimm ist es nicht.«
»Hmm«, brummte Malena erneut, alles andere als überzeugt. »Ich werd’s versuchen.«
»Versprochen?«
»Versprochen. Gute Nacht, Mama. Bis Freitag.«
***
»Was willst du eigentlich später machen?«, fragte Hortense und wühlte in ihrem Schrank nach einer Jeans. »Bisher hast du dich ja meist darum gedrückt, aber jetzt musst du dir wohl langsam mal ernsthaft Gedanken machen.«
»Ach, keine Ahnung. Ich weiß ja nicht einmal, was alles zur Auswahl steht.«
»Dein Vater arbeitet doch in der Verwaltung, hast du den nicht mal gefragt?« Sie warf die gesuchte Hose in ihre Reisetasche.
»Sicher.« Malena seufzte, schloss ihre eigene Tasche und ließ sich auf ihr Bett fallen. »Aber der antwortet auf sowas immer nur: ›Kommt darauf an.‹«
»Und worauf kommt das an?«
»Auf meine Einschätzung. Und die kriege ich erst, wenn ich offiziell die Schule verlasse.«
»Was bald sein dürfte.«
Malena nickte und starrte nachdenklich auf den Boden. »Wenn ich mich jetzt auch noch freuen könnte, wäre alles in Butter.«
»Ach komm. Nur, weil wir uns nicht mehr jeden Tag sehen? Wofür gibt’s Telefon und Internet?«
»Trotzdem. Neue Schule und so ... Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es ist ein komisches Gefühl.«
»Kopf hoch. Kannst sowieso nichts dran ändern. Und was bringt es dir, so pessimistisch an die Sache ranzugehen? Nichts, außer Bauchschmerzen.« Hortense verstaute ihren Kulturbeutel in der Reisetasche und zog den Reißverschluss zu. »Ich glaube, wir können. Ist ja auch gleich zwei Uhr.«
Die Mädchen griffen nach ihrem Gepäck und machten sich auf den Weg zum Parkplatz.
Die wenigen Minuten, bis Darwin Gräfes Wagen vorfuhr, vergingen wie im Flug. Hortense verabschiedete sich von einigen Klassenkameraden, die ebenfalls auf ihre Eltern warteten, und Malena hing ihren Gedanken nach. Sie bemerkte ihren Vater erst, als er vor ihr stand.
»Na, meine Kleine? So darf ich dich demnächst wohl gar nicht mehr nennen, was? Wie geht es dir?«
»Hi Paps! Mir geht’s super, machst du mal den Kofferraum auf?«
Er folgte ihrer Bitte und die Mädchen hievten ihr Gepäck in den Kombi, bevor sie sich auf der Rückbank niederließen.
»Dann bin ich heute wohl Taxifahrer, hm?«, brummte Darwin Gräfe und setzte sich ans Steuer.
»Von Ihnen lassen wir uns doch immer gern chauffieren, James«, alberte Malena.
»Ja, ja, du Ulknudel. Ich soll dir übrigens schöne Grüße von Lukas ausrichten. Er wäre gerne übers Wochenende zu Besuch gekommen, hat aber keine Zeit.«
»Schade. Was hat er denn Wichtiges vor?«
»Er arbeitet gerade an einem komplizierten Auftrag. Mehr weiß ich auch nicht. Er will morgen Abend anrufen, dann kannst du ihn selbst fragen.«
»Hmm«, machte Malena und versank wieder in Gedanken, während Hortense den Gesprächsfaden aufgriff.
»Ich bin gespannt, was du für Aufträge bekommst, Malena.« Sie piekste ihre Freundin in die Seite und wandte sich an Darwin. »An der Schule wird so viel erzählt darüber ... Aber ich glaube, nicht einmal die Hälfte davon ist wahr. Vor allem die Geschichte von Marco letztens ... Er erzählte, dass sein Bruder angeblich einen Drachen einfangen musste – lebend und ohne irgendwelche Werkzeuge. Sowas kann doch nicht sein, oder?«
Darwin lachte. »Das hört sich für mich stark nach Lügenmärchen an. In eurem Alter kämpft man sich erstmal durch Alltagsprobleme. Mal ganz davon ab, dass es kaum noch Drachen gibt und man die Viecher auch nicht mit bloßen Händen fangen kann.«
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